Vereinigte Staaten. 137
theilt sind — im W. wieder eine gerade Linie, die am stillen
Ocean bei der (englischen) Insel Quadra endigt. Auf
130,000 n>M. kann man den ganzen Raum anschlagen. Wie
auf demselben dieser mächtigste aller americanischen Staaten
entstand,'der allen übrigen in der Abschüttelung europäischer
Herrschaft voraufging: das begreifen und behalten wir am
besten, wenn wir der Geschichte Schritt für Schritt folgen.
Ein im englischen Dienste stehender Venetianer Cabot
entdeckte 1497 die Ostküste von Nord-A.; da aber hier kein
Gold und Silber lockte, achteten die europäischen Völker auf
diese Gegenden lange Zeit gar nicht. Fast 100 Jahre später,
als Elisabeth auf dem englischen Throne saß, gründete
man die der „jungfräulichen" Königin zu Ehren genannte
Niederlassung Virginien, aus der später Maryland und
Carolina (Nord- und Süd -) ausgeschieden wurden. Bis
1640 entstanden nacheinander die Colonieen: Massachu-
setts, New-Hampshire, Connecticut, Rhode Is-
land. Ganz anders war das Verhältniß dieser Niederlas-
sungen, als das der spanischen und portugiesischen in Süd-
und Mittel-A. Die englischen Colonisten fanden unwirth-
bare, bewaldete Küstenländer, von einem kriegerischen und
wilden Volke bewohnt. Diese kupferfarbigen Indianer von
Nord-A. zerfielen in eine große Anzahl von Stämmen. Jagd
und Fischerei waren der Männer Handwerk;, der Weiber Loos
ein schwerer Dienst. Krieg war unter den Stämmen fast
beständig, und er wurde listig und grausam geführt. Wilde
Kriegstänze kündigten ihn an; die Farben der tättowir-
ten Haut wurden glänzender und schrecklicher aufgetragen,
mit entsetzlichem Geheul stürzte man sich auf einander. Hatte
der Wilde den Feind mit der steinernen Streitaxt, dem To-
mahawk, getödtet, so skalpirte er ihn „mit dem Messer,
scharf geschliffen, das vom Feindeskopf rasch in drei geschick-
ten Griffen schälte Haut und Schopf," und befestigte die
Skalpe am Gürtel. Schrecklich war das Schicksal derjenigen
Kriegsgefangenen, welche am Marterpfahle zu Tode gepei-
nigt wurden; und doch sangen sie — von Kindesbeinen her
an würdiges, lautloses Ertragen von Schmerzen gewöhnt —
unter der ausgesuchtesten Qual einen muthigen, der Feinde
spottenden Todtengesang. Zum Zeichen geschlossenen Friedens
wurde der Tomahawk begraben, und unter den Streitenden
die Friedenspfeife geraucht. Die Pfeife ging auch in den Ver-
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Venetianer_Cabot Elisabeth Rhode
224
Drittes Buch.
gen Helden (Heroen), welche das Land von Ungethümen
und Scheusalen der Thier - und Menschenwelt säuberten (He-
racles, Hercules) — wir vernehmen auch von großen
Abenteuern und Kriegsunternehmungen, durch welche die ver-
einzelten griechischen Stämme wenigstens auf einige Zeit ver-
einigt wurden. So holte die Heldengesellschaft der Argo-
nauten aus Colchis (wo?) das goldne Vließ und um
1200 belagerte Agamemnon zehn Jahre lang mit vielen
königlichen Genoffen Jlium und Troja, Priamus Stadt,
des lanzenkundigen Königs (wo? S. 66.). Der unsterbliche
Homer hat in seiner Ilias einige Tage aus diesem Kampfe
und seine Helden Achilles und Hector, Odysseus u. a.
besungen — auch die gefahrvolle Rückkehr des letzteren in der
Odyssee geschildert. In der eigentlich geschichtlichen Zeit
treffen Hellas und Asien wieder zusammen; die Kämpfe
der Hellenen mit den Persern machen die Glanzseite ihrer
Geschichte aus. Wiederhole nach S. 67. die Namen der per-
sischen Despoten, die ihre Millionen gegen die Griechen geführt,
und merke die Vertheidigung der Thermopylen durch den
spartanischen König Leonidas — die Landschlacht bei Ma-
rathon 490 — die Seeschlacht bei Salamis 480 als die
herrlichsten Zeugnisse griechischer Tapferkeit. Aber nachdem jene
Gefahr glücklich abgewandt, singen die Hellenen an unter sich
uneins zu werden. Besonders herrschte Eifersucht zwischen
den beiden mächtigsten Städten und Staaten: Athen, dem
Solon, und Sparta, dem Lycurg Gesetze gab. Endlich
kam es sogar zwischen ihnen und ihren Bundesgenossen zu dem
peloponnesischln.kriege 431 — 404. Beide Staaten
sind hernach geschwächt; um so leichter erhebt sich Theben
durch seine großen Männer Epaminondas und Pelopi-
das einige Zeit lang zur ersten Macht. Unterdessen hat Phi-
lipp, König von Macedonien, seine Macht immer mehr
verstärkt und besiegt endlich die Griechen bei Chäronea 338.
Von seinem großen Nachfolger Alexander erzähle nach S.
67. Nach seinem Tode suchten sich die Griechen wieder zu
befreien, und es bildeten sich zwei große Vereine, der achäi-
sche und atolische Bund. Endlich mischten sich auch hier
Römer ein, machten dem macedonischen Reiche ein Ende,
behandelten aber hernach auch die Griechen so herrisch, daß
diese zur verzweifelten Gegenwehr schritten. Doch der Sieg
blieb ihnen nicht. Ihre damalige Hauptstadt Corinth wurde
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Achilles Hector Leonidas_— Alexander Alexander
259
Französische Geschichte.
welche an Deutschland kam; sie waren im eigenen Lande
durch übermächtige Basallen bedrängt und fast zu Schatten-
königen geworden, die wenig eigenes Land besaßen. Am
schlimmsten war es dabei noch, daß unter diesen übermäch-
tigen Lehnsherren die Könige Englands waren, denen zuletzt
die ganze atlantische Meerküste bis lief in das Innere gehörte.
Hernach machten sie gar Erbrechte auf den französischen Thron
geltend. Das 14. und 15 Iahrbdt. sind voll von Kriegen
zwischen Engländern und Franzosen; lange Zeit waren die
Waffen der letzteren unglücklich, bis die Jungfrau von
Orleans ihres Landes Retterin ward. Wohl siel sie zuletzt
den Engländern in die Hände und ward zu Rouen als Hexe
verbrannt; aber das Glück war von ihnen gewichen, und sie
verloren alle französischen Besitzungen auf dem Festlande bis
auf Calais, das bis in die Mitte des 16. Jahrhdts. englisch
war. (Bis in die neueste Zeit führten Englands Könige drei
goldene Lilien im blauen Felde, Frankreichs Wappen, im
Schilde.) Ueberhaupt fing gegen das Ende des Mittelalters
F. bedeutend an zu steigen; der kluge und grausame Lud-
wig Xi. brach die nach und nach verrninderte Macht der
Vasallen vollends. Nun gelangen zwar die Plane seiner Nach-
folger, in Italien Besitzungen zu gewinnen, nicht (S. 199.)
— im löten Jahrhdt. wurde F. selbst durch Religions- und
Bürgerkrieg zerrissen (Bartholomäusnacht 1572), bis
1589 die Linie Bourbon (mit der früheren verwandt) mit
Heinrich Iv. auf den Thron kam; — aber leider bot her-
nach die Schwäche und Uneinigkeit Deutschlands nur zu
reichen Ersatz. Scbon im >6. Jahrhdt. hatten die Franzosen
(wclcbe den Protestantismus in F mit Feuer und Schwerdt
vertilgten, aber in Deutschland unterstützten) Metz, To ul
und Verdun in ihre Hände bekommen; ihre Thcilnahme
am 30jährigen Kriege brachte ihnen im westphälischen Frieden
1648 das platte Land des Elsaß. Nun folgte aber erst
die glänzende Regierung Ludwigs Xiv. bis 1716, glän-
zend nicht bloß durch die Blüthe der Literatur (Trauerspiel-
dichter Corneille und Racine, Lustspieldichter Molliöre
und A), sondern auch durch geschickte Minister und Feld-
herren (Conde, Turenne u. a ). Diese unterstützten
durch ihr Talent die ungerechten Vergrößerungspläne des Kö-
nigs. Straßburg, der Schlüssel zu Deutschland, ward
mitten im Frieden besetzt, die Nord- und Eüdostgränze be-
17*
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Schwerdt Ludwigs Lustspieldichter_Molliöre
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Englands Englands Frankreichs Italien Deutschlands Deutschland Elsaß Deutschland
134
Zweites Buch.
Nach diesem allgemeinen Bilde gehen wir nun zu den
einzelnen Staaten über, die wir in diese natürlichen Erd-
verhältnisse immer wieder einrahmen.
h. 66.
Der Mcxicanische Staatenbund.
Als die Spanier sich auf den großen Antillen festgesetzt
hatten, kam ihnen das Gerücht von einem mächtigen, gold-
reichen Staate auf dem gegenüber liegenden Festlande zu. Dies
hören und von Habsucht ergriffen werden war Eins. Fer-
dinand Cortez zog 1519 mit 6< 0 Mann, 18 Pferden und
14 Kanonen auf die Eroberung des Reiches der Mericaner
oder Azteken aus. Diese, erst selbst von N. her eingewan-
dert, hatten hier verschiedene Staaten, an deren Spitze Ka-
ziken standen; über alle herrschte despotisch ein Oberkönig,
damals Montezuma. Seine große und feste Residenz war
das mitten in Seen gelegene Tenochtitlan oder Mexico
(S. 130.). Gräuliche Götzen waren des Volkes Götter: der
Kriegsgott H u izilipochtli erfreute sich an dem Dampf
noch zuckender Herzen von geschlachteten Gefangenen. Hier
das Kreuz — aber auch Spaniens Flagge aufzupflanzen, war
Cortez Entschluß: um entschlossene Kampfgefährten auf Tod
und Leben zu haben, verbrannte er die Schiffe, auf welchen
er gekommen. Günstig war für ihn die Unzufriedenheit vieler
Vasallen und Städte, günstig die alte von den Mexicanern
geglaubte Weissagung, daß von O. kommende bärtige Männer
ihr Reich zerstören würden. Trotz der Abmahnungen des Mon-
tezuma zog Cortez, zunächst als Abgeordneter des Herrschers
von Spanien, in Mexico ein, und machte den König in dem
den Spaniern angewiesenen Palaste zum Gefangenen. C. wurde
nicht entmuthigt, als ein neidischer Statthalter auf Cuba ein
Heer nachschickte, nicht bloß um ihm den Kranz des Ruhms,
sondern auch die Freiheit zu nehmen. Da er sich gegen die
empörten Bewohner von Mexico nicht länger halten konnte,
zog er sich unter großen Gefahren aus der Stadt heraus in
befreundete Gebiete, um 1521 einen neuen Zug zu beginnen.
Nun siel die Hauptstadt in seine Hände; der neue König
Guatimozin wurde gefoltert, um Schätze zu entdecken,
hernach gehängt. Mit ungeheurem Muth, mit bewunderns-
würdiger Beharrlichkeit, aber auch unter grausamen Tha-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Cortez Cortez_Entschluß O. Cortez C.
Extrahierte Ortsnamen: Tenochtitlan Spaniens Spanien Cuba
226
Drittes Buch.
rutschen)— sondern verweichlichten, wurden unter den Wei-
bern im Harem erzogen und bekümmerten sich nicht mehr
um den Krieg. Zwar kamen die Türken 1689 noch einmal
vor Wien, das von Stahremberg tapfer vertheidigt und
von dem Polenkönige Johann Sobieski befreit ward —
aber von da ab haben Deutsche und Ungarn in glänzenden
Siegen sie die Donau immer weiter herunter gedrängt („Prinz
Eugenius, der edle Ritter"). Von einer andern Seite her
traten seit Peter dem Gr. die Russen erobernd auf: die tür-
kische Gränze wich nach und nach vom Don bis zum Pruth.
Dazu kam in den Provinzen Aufstand der Statthalter; in der
Hauptstadt häufiger, regelloser, oft blutiger Thronwechsel,
meist durch Frechheit der Janilscharen herbeigeführt. Da be-
schloß Mahmud Ii., der Vater des jetzigen jungen Sultans
Abdul Medschid, sein Volk durch Annäherung an euro-
päische Cultur und Sitte wieder empor zu bringen. Das
Corps der Janilscharen, in einem schrecklichen Blutbade fast
ganz vertilgt, wich einem auf europäische Weise eingerichteten
Kriegsheere; viele Veränderungen im gleichen Sinne folgten
nach. Aber doch mußte der Sultan es geschehen lassen, daß
Mehemet Ali in Aegypten sich immer unabhängiger stellte,
S. 102.; daß der Aufstand der Griechen seit 1821 zur Ent-
stehung eines neuen Königreichs Griechenland führte.
Nach seinem Tode geht es eher schlimmer als besser zu, und
die Türken verdanken das Bestehen ihrer Herrschaft in Eu-
ropa nur der Nachsicht der christlichen Mächte. Aber unter
ihnen selbst geht die alte Volkssage, als würde ihr Zeichen,
der Halbmond, dem Kreuze einst wieder Platz machen müssen,
und reiche Türken haben sich deshalb von jeher gern auf
asiatischem Grund und Boden begraben lassen.
Der pomphafte Titel, welcher den Sultan oder Pa-
dischah (franz. le grand Seig-neur oder der Großherr) noch
immer schmückt, erinnert an die frühere Macht und Herrlich-
keit. Nur einiges daraus: „Ich, Diener der edelsten Staa-
ten und Sitze, der glücklichsten Länder und Städte, welche
die Kibla der Welt (wohin man sich beim Gebet dreht) und
der Hochaltar des ganzen Menschengeschlechtes sind, der hoch-
verehrten Mecca und der erlauchten Medina, der heiligen
Jerusalem: der Herrscher der drei großen Residenzen, welche
alle Könige mit Neid ansehen, von Jstambol, Edrene und
Brussa; Herr von Syrien, dem paradiesischen, und Aegyp-
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Extrahierte Personennamen: Stahremberg Johann_Sobieski Johann Peter Abdul_Medschid Ali
Extrahierte Ortsnamen: Wien Ungarn Griechenland Medina Jerusalem Syrien
25
scheu Waldes so eng znsammengedrängt, daß es
ihnen an Unterhalt fehlen mußte.
§. 3.
Die Kimbern und Teutonen.
Es war ums Jahr 113 v. Ch., als man
in Rom zuerst den Namen der Kimbern und
Teutonen vernahm, die aus Schleswig und den
anliegenden Küsten der Nordsee ausgezogen wa-
ren, und die römischen Provinzen zwischen den
Alpen und der Donau verheerten. Der Consul
Paptrius Carbo, der die Waffen gegen sie
kehrte, wurde von ihnen bet No re ja (in heu-
rigen Krain) hart geschlagen. Von dorr wand-
ten sie sich nach Helvetien, wo sich ihnen die
Tiguriner anschiossen, und dann nach Gallien.
Rasch nach einander wurden nun S i! anus (im
1.109), Cassius am Genfer See (107), und
Aurelius Scaurus mit den Legionen, die
sie zur Verrheidtgung Galliens führten, geschla-
gen. Einem verwüstenden Strome gleich, walz-
ten sich ihre Haufen durch Gallien, wandten sich
aber nach einem vergeblichen Angriff auf Spa-
nien wieder rückwärts, warfen die Heere des
Cäpto und Manlius am Rhodanus (im
I. 105) darnieder, und drohten in Italien ein-
zubrechen.
Eben war die Nachricht von der Gefangen-
nehmung des verschmitzten Königs Iugurtha von
Numtdien in Rom angekommen, da erschollen
die Gerüchte von dem Ungewitter, das an Ita-
liens Gränzen schwebte. 300,000 streitbare Män-
ner mit Weib und Kind, so hieß es, zögen
heran, Land fordernd. Ungeheures Schrecken
kam über Rom, um das es geschehen war, wie
«in römischer Geschichtner selbst versichert, wenn
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Extrahierte Personennamen: Consul
Paptrius_Carbo Aurelius_Scaurus Königs_Iugurtha_von
Numtdien
Extrahierte Ortsnamen: Rom Schleswig Donau Krain Helvetien Gallien Galliens Gallien Rhodanus Italien Rom Rom
26
es nicht «inen Mann seltener Art gehabt hätte.
Dieser- war Casus Marius, der Sohn dun,
kler Eirern aus Arpinum, ein rauher, roher,
fürchterlicher Mensch, der Zögling des Krieges,
auf den er sich meisterhaft verstand. Zum vier,
ten Male war er in diesem Schreckensjahr Con,
ful, sein Amrsgehülfe v'uk. Caculus.
Die Feinde harten sich gerhetlt; die Kimbern
und Tectosager von Toulouse waren über den
Rhein und die Donau gegangen, um durch Rha,
ficu in Italien einzudringen, die Teutonen und
Ambronen aber hatten den geraden Weg durch
die römische Provinz in Gallien (die Provence)
eingeschlagen. Gegen jene blieb Catulus zur
Beobachtung, gegen diese zog Marius selber.
Wo der Rhone mündet, lagerte sich Martus
ans Meer, und hart an sein verschanztes i^ager
legten sich die Schaaren der Ambronen und Ten,
tonen, und forderten ihn zur Schlacht heraus.
Marius aber ächzte nicht darauf, sondern hielt
seine Soidaten im Lager, um sie erst au den
Anblick der riesenhaften Feinde zu gewöhnen,
und ihnen die Rüstung und Taktik derselben be,
kannr zu machen. Nach einem vergeblichen Sturm
auf das römische Lager brachen endlich die Tcut,
scheu auf, um über die Alpen nach Italien zu
gehen. Sechs Tage laug zogen sie ununrerbro,
chen au dem Lager vorüber, und fragten spot,
teud die Römer, ob sie etwas an ihre Weiber
zu bestellen hattenz sie würden bald bet ihnen
sein? — Marius folgte ihnen langsam bis nach
Aqua Sextiä (Aix) nach. Hier waren sie
den Alpen, den Pforten Italiens, nahe, wcß,
halb Marius die Schlacht zu wagen beschloß,
und zu dem Ende eine feste Lagerstakte bezog,
der es aber an Wasser fehlte, wodurch er, wie
man behauptet, seine Krieger aufreizen wollte.
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Extrahierte Personennamen: Casus_Marius Marius Caculus Marius Marius Martus Marius Marius Marius Marius Marius Marius
27
Denn da viele unwillig waren und sagten , es
dürste sie; zeigte er mir der Hand auf einen Fluß,
der nade am feindlichen Lager strömte und sag-
te ihnen, dorr sei ein Trunk für Blur feil.
„Warum führst du uns denn nicht gleich hin,
erwlederreu sie, so lang unser Blut noch fiüssig
ist?" Er aber versetzte mir gelassener Stimme:
erst müssen wir das Lager befestigen.
Die Soldaten gehorchten, wenn auch mit
Unmurh. Die Troßk-.echte aber, die weder für
sich, noch für das Zugvieh zu trinken hatten,
stiegen in Haufen zu dem Fluß hinab, außer ih-
ren Wassergefäßen theils mit Beilen und Aexten,
theils mir Schwertern und Lanzen versehen, um
das Wasser zu erkämpfen. Wirklich stießen sie
auf die Ambronen, die dort, wo die Gegend
von warmen Quellen sprudelt, lagerten und eben
badeten. Im Rhythmus die Waffen an einan-
der schlagend, und ihren Namen Ambronen aus-
rufend, sprangen diese heran. Von den Italie,
nern stürzten sich zuerst die Ligyer, dann die Rö-
mer auf sie, und warfen sie bis an die Wagen,
bürg zurück. Dort stellten sich ihnen die Wei,
der mit Schwertern und Beilen, fürchterlich
schreiend, entgegen, und schimpften gleicher Weise
die Fliehenden und Verfolgenden, feue äls.ver,
räther, diese als Feinde. Mit den Römern sich
Im Gefechte mischend, entrissen sie ihnen die
Schilde, und ertrugen mir unbesiegbarer Seele
Wunden und Hiebe bis zum Tod.
,Oie Ambronen zogen sich zu den Teutonen
zurück, und das Dunkel der Nacht sank auf
die Heere nieder. Die Römer aber verbrach,
rea diese Nacht nicht mit Siegesgesängen und
Freudengelagen und mit dem, was Männern,
die glücklich gestritten haben, das liebste ist, mit
süßem Schlaf; sondern in Furcht und Schrecken;
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denn ihr Lager war ohne Wall und Schanze ge,
blieben und Tausende unbesiegter Feinde übrig.
Durch die Nacht aber ging ein Lärmen der Am,
bronen, das Menschcnstimmen nicht ähnlich, fon,
dern ein thierarkiges, mit Drohung und Weh,
klage gemischtes Heulen und Brüllen war und
rings an den Bergen und in den Thalern des
Flusses schauderitch wiederhallte. Selbst Ma,
rtus war in banger Besorg,,iß eines nächtlichen,
ordnungsiofen Treffens. Aber weder in der
Nacht, noch am folgenden Tage erfolgte eilt
Angriff.
Die Teutonen hatten sich an einer Anhöhe
gelagert, wo ihnen abschüssige Thäler und wald,
bedeckte Schluchten zu Häupten wäre . Dort,
hin schickte Marius den Claudius Marcellus mit
2000 Schwerbewaffneten in einen Hinterhalt,
und führte bei Anbruch des dritten Tages das
Heer zur Schlacht heraus. Kaum aber began-
nen die streirferrigen Kräfte sich in der Ebene
zu entwickeln, so entstand auf dem Rücken der
Teutonen Geschrei und Verwirrung. Claudius
Marcellus hatte den günstigen Augenblick wahr,
genommen, und stürmte jauchzend von den Höhen
herab. Die Teutonen hielten den Angriff von
zwei Setten nicht lange aus, ihre Schlachkord,
nung lös'te sich, Alles gab sich der Flucht. Hun,
derr tausend betrug die Anzahl derer, die ge,
tödet oder gefangen wurden. Unter den letztern
war auch der König Teu tob och, wie die Rö,
mer berichten, ein riesenhafter Mensch, der über
sechs Pferde wegsprtngen konnte.
Nach der Schlacht ließ Marius die erbeute-
ten Waffen und Geräthe, von denen er nur die
prachtvolleren für den Schmuck seines Triumphes
auslas, aufthürmen, um den Göttern ein groß,
ßes Brandopfer zu bringen. Eben umstand das
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Claudius_Marcellus Claudius
Marcellus Marius Marius
31
zur Zeit den folgenden dritten Tag (1. 'August,
101.), zum One die Ebene bei Vercellü.
Als der Tag der Schlacht nun ankam, trat
das Fu^heer der Kimbern schweigend aus seinem
Lager heroor, an der Fronte eine gleichmäßige
Vertiefung bildend, indem /ede Seite sich drei-
ßig Stadien weit vordehnte. Zugleich zogen ih,
re Reiter, fünszehntausend an der Zahl, starte
lich heraus, mit eisernen Harnischen und weißen,
funkelnden Schilden, die Helme mit den Köpfen
und Brustbildern wilder Thiere und mit hohen
Federbüschen verziert. Jeder führte eine doppel,
spitzige Lanze; beim Angriff bedienten sie sich
aber "auch großer Schwerter. Die Enwickelung
ihrer Streilkräfre zeugte von vieler Kriegskunst.
Sie fielen die Römer nicht von vornen an, son,
dern machten einen verstellten Angriff auf den
rechten Flügel derselben, und drangen dann all,
mählich auf die Mitte und das auf dem linken
Flügel aufgestellte Fußvolk ein. Als dann einer
rief, die Feinde flöhen; brach das ganze Fuß-
volk der Kimbern, einem unermeßlichen, beweg,
ten Meere gleich, zur Verfoigung hervor. Irr
diesem entscheidenden Augenblick wusch Marius
die Hände und Hub sie zum Himmel empor und
gelobte den Göttern eine Heka ombe. Auch soll
«r, als ihm die Priester beim Opfer da-
Jnngeweide der Thiere zeigten, mir lauter Stim,
me gerufen haben: Mein ist der Steg! Nach
Anderer Aussage verirrte sich Marius in dem
Craubgewöike der Schlacht, so daß Catulus deir
Kampf fast allein zu bestehen batte. Was aber
vornehmlich den Römern den Sieg in die Härir
de spielte, war die Kriegslist des Marius, der
sein Heer so gestellt hatte, daß den Kimbera
Staub und Sonne entgegen waren. Dabei war
<tne den Söhnen nordischer Natur unerträglich?
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius Marius Marius